BINDHOF/ Die Geschichte wird erforscht
Kunst zum Besitzen
Im Zuge der Restaurierung des Bindhofs soll nun die 480-jährige Geschichte des Gebäudes erforscht werden. Die Kulturwissenschaftlerin Christine Reiher wird in allen möglichen Archiven arbeiten. Dies erfuhr der Ortschaftsrat am Dienstag vor Ort. Zeugnisse der Geschichte sollen auch im späteren Dorfgemeinschftshaus zu sehen sein.
PETER SWOBODA NEUHAUSEN
Noch gut ein Jahr, dann soll das Dorfgemeinschaftshaus im Bindhof fertig sein. In dieser Phase lässt es sich der Ortschaftsrat nicht nehmen, jede Sitzung vor Ort zu beginnen, um stets auf dem Laufenden zu sein. So auch am Dienstag, wo unter anderem die künftigen Räume der Bücherei besichtigt wurden. Anwesend war auch die Leiterin der Stadtbücherei, Hedwig Haiber-Althaus. Außerdem war zum ersten Mal eine wiedererrichtete Scheunenwand zu sehen, eine Stahlkonstruktion. Die Wand hat laut Architekt Albrecht Weber über Jahrhunderte gefehlt, weshalb es berechtigt sei, sie als modernes Element zu erstellen. Der Bindhof hat eine 480-jährige Geschichte. Was es damit auf sich hat und was über die Jahrhunderte mit und in dem Gebäude geschehen ist, das soll jetzt erforscht werden. Der Aufgabe wird sich die Kulturwissenschaftlerin Christine Reiher stellen. Sie wird in alten Akten blättern, im Neuhäuser Ortsarchiv stöbern und im Kirchenarchiv nachforschen. Auch das Zwiefalter Klosterarchiv wird sie sichten und nach Überlieferungen, Bildern und Erzählungen suchen. .
Ihre Ergebnisse sollen dann nicht nur in eine Festschrift einfließen, sondern auch im Bindhof selbst präsent sein. Und da kommt die Bildhauerin Annette Weber ins Spiel. Sie hat sich auf Keramikplatten spezialisiert. Auf solchen sollen Zeugnisse aus der Geschichte des Bindhofs bildhaft dargestellt werden. Dabei besteht allerdings nicht der Anspruch, jedes Dokument, das Christine Reiher ans Tageslicht befördert, sichtbar zu machen. Die Keramikplatten sollen dann in zwei längeren Sitzbänken eingearbeitet werden: Kunst zum Besitzen.
Von dieser Idee waren die Ortschaftsräte sehr angetan. Lediglich Klaus Rümmelin und Baubürgermeister Walter Veit zeigten sich skeptisch. Sie sähen die Platten lieber an einer Wand hängen. Rümmelin: “ Ich tue mich schwer, Kunst zu benutzen.“ Die Künstlerin machte sich für ihre Idee stark: „Ich mache Kunst zum Draufsitzen, das ist gewollt, und diese Art ist weltweit einmalig.“ Sie verwies darauf, dass ihre Keramikplatten sogar im Freien halten, auch, wenn Autos drüberfahren. Mit einer Gegenstimme hat sich das Gremium schließlich für die Idee des Besitzens ausgesprochen.